Schwangerschaftsdiabetes

Schwangerschaftsdiabetes
Eine der häufigsten Schwangerschaftskomplikationen ist der Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes). Er ist oft auf die Zeit der Schwangerschaft begrenzt und macht sich durch eine Störung der Blutzuckerverarbeitung bemerkbar. Dank der Glukosebelastungstests, die bei der Schwangerschafts-Vorsorgeuntersuchung vorgenommen werden, wird er meist rechtzeitig entdeckt. Patientinnen mit Schwangerschaftsdiabetes werden überwiegend ambulant in unserem MVZ Sachsenhausen versorgt.
Schnelleres Wachstum des Babys
In Deutschland sind etwa drei bis acht Prozent der Schwangeren vom Schwangerschaftsdiabetes betroffen. Frauen, die während der Schwangerschaft Diabetes entwickeln, müssen diesen genauso ernst nehmen wie andere Diabetes-Patienten. Das Risiko, nach der Schwangerschaft an Diabetes Typ 2 zu erkranken, ist bei diesen Frauen erhöht.
Die Stoffwechselstörung entwickelt sich etwa in der 24 bis 28. Schwangerschaftswoche – begünstigt durch die vermehrte Produktion der Schwangerschaftshormone. Diese vermindern die natürliche Insulinwirkung bei der Mutter. In Folge dessen steigen die Blutzuckerwerte insbesondere nach den Mahlzeiten an. Aufgrund der erhöhten Blutzuckerwerte gelangt mehr Zucker über die Plazenta zum Baby. Um das „Überangebot“ an Zucker auszugleichen, reagiert das Baby mit einer gesteigerten Insulinproduktion, wächst dadurch schneller und neigt zu mehr Fettaufbau. Mit der Geburt entfällt das Überangebot an Zucker abrupt – wodurch es beim Baby zu einer Unterzuckerung kommen kann – bis sich die kindliche Bauchspeicheldrüse an die veränderte Situation angepasst hat und weniger Insulin produziert.
Blutzuckerwerte im Zielbereich halten
Um einen normalen Schwangerschaftsverlauf zu gewährleisten, ist es wichtig, die Blutzuckerwerte vor und nach den Mahlzeiten im vorgegebenen Zielbereich zu halten. Dabei reicht es oftmals aus, die Ernährung zu optimieren, die Kohlenhydratmahlzeiten gleichmäßig über den Tag zu verteilen sowie regelmäßige Bewegungseinheiten am Tag zu absolvieren. Eine Ernährungsoptimierung bedeutet dabei nicht das Einhalten einer speziellen Diät, sondern eine bewusste und gezielte Auswahl günstiger Nahrungsmittel.
Folgende Blutzuckerwerte werden angestrebt:
- Nüchtern bzw. vor den Mahlzeiten: < 95 mg/dl
- 1 Stunde nach der Mahlzeit: < 140 mg/dl
- 2 Stunden nach der Mahlzeit: < 120 mg/dl
Wichtig bei der Blutzuckeranpassung ist auch die regelmäßige Beurteilung des fötalen Wachstums. Unter Umständen können auch Blutzuckerwerte oberhalb der Zielwerte toleriert werden.
Nach der Schwangerschaft normalisieren sich die Blutzuckerwerte zunächst schnell. Das Risiko für die Mutter im weiteren Verlauf einen Diabetes zu entwickeln ist allerdings deutlich erhöht. Deshalb sollte sechs bis zwölf Wochen nach der Geburt ein erneuter Zuckerbelastungstest (OGTT) erfolgen. Das weitere Vorgehen ist von diesem Testergebnis abhängig.